Chemische Industrie: Vom Rohstoff zum fertigen Produkt

Was kommt in diesem Wirtschaftszweig auf Dich zu und wo kannst Du arbeiten?

Leila Weltersbach
Bild von einer Industriellen Anlage.

Die Chemische Industrie in Deutschland ist die größte in Europa und die viertgrößte der Welt. Sie macht mit einem Jahresumsatz von 198.200 Milliarden Euro in 2019 ganze 10 % des Gesamtumsatzes des Verarbeitenden Gewerbes aus. Die deutsche Chemieindustrie ist besonders innovationsstark, da sie dauerhaft an Lösungen für die Sicherheit von Mensch und Umwelt forscht und damit auch während der Corona-Pandemie einen wichtigen Teil zur Eindämmung der Krankheit beigetragen hat. Aktuell sind etwa 464.000 Personen in dieser Branche beschäftigt.

Die Produkte, die in der Chemischen Industrie entwickelt werden, sind für Normalverbraucher gar nicht sichtbar, und trotzdem stecken sie in fast allem, was wir täglich benutzen. Vom Shampoo über Autositze bis hin zum Düngemittel für Orchideen – überall ist die Chemische Industrie Voraussetzung für die Herstellung von alltäglichen und überlebenswichtigen Gütern. In der Chemischen Industrie arbeiten Ingenieure an der Umsetzung von Materialien und Chemikalien im technischen Maßstab. Sie ist der Industriezweig am Anfang der Wertschöpfungskette, der Stoffe für die Weiterverarbeitung herstellt.

Was kommt auf Dich zu?

In der Chemischen Industrie, oder auch Chemieingenieurwesen, arbeitest Du als Verfahrenstechniker oder Chemieingenieur an funktionierenden, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Verfahren zur Umsetzung von Stoffen. Verschiedene Stoffe werden dabei so miteinander kombiniert und verändert, dass ein neues Produkt entstehen kann. Als Ingenieur in der Chemischen Industrie gestaltest Du chemische Produkte wie

  • organische und anorganische Grundstoffe,
  • Reinigungsmittel,
  • Körperpflegemittel,
  • Düngemittel,
  • Schädlingsbekämpfungsmittel,
  • Kunststoffe,
  • pharmazeutische Erzeugnisse
  • oder Konservierungsstoffe.

Als Ingenieur in der Chemischen Industrie bilanzierst Du Stoffmengen und Energieströme, Du bestimmst und entwickelst chemische Verfahren, simulierst komplexe Vorgänge, entwickelst und realisierst Geräte und Anlagen und setzt Dich mit der Prozessdynamik auseinander. Generell gilt: Du bist das Bindeglied zwischen Naturwissenschaft und Technik, zwischen der Chemie und dem Maschinenbau. Dein Arbeitsplatz befindet sich vorwiegend in Laboren, aber Du bist auch in den jeweiligen Produktionshallen unterwegs. Die Arbeit in der Chemischen Industrie ist sehr vielseitig. Als Chemieingenieur spezialisierst Du Dich in der Regel auf einen bestimmten Fachbereich. Dazu gehören

  • Bioverfahrenstechnik,
  • technische Elektrochemie,
  • Katalysatorentwicklung,
  • Lebensmitteltechnik,
  • mechanische Verfahrenstechnik,
  • Reaktionstechnik,
  • thermische Verfahrenstechnik
  • sowie die Werkstoffkunde.

Außerdem kannst Du in der Anlagentechnik oder der klassischen Industrieforschung arbeiten. Die wichtigsten Produktionsgebiete in der Chemischen Industrie sind die Produktion von Spezialchemikalien, Pharmazeutika und Polymeren.

Wo kannst Du arbeiten?

Stellen für Ingenieure in der Chemischen Industrie sind überall in der produzierenden Industrie zu finden, wo natürliche Rohstoffe chemisch umgewandelt werden und auf diese Weise neue Eigenschaften erhalten. Die Produkte, die dabei entstehen, werden in fast allen Produktionszweigen weiterverarbeitet. Über 20 % der Chemiewaren werden für die Pharmaindustrie produziert. Aber auch in der Umwelt- und Energiewirtschaft, der Biotechnologiebranche, der Lebensmittel-, Papier-, Verpackungs- und Textilindustrie sowie in der Kühlmitteltechnologie und im Druckwesen werden Erzeugnisse der Chemischen Industrie benötigt.

Zur Chemischen Industrie zählen in Deutschland fast 2.200 Unternehmen. Sie können in 4 unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden:

Klassische Chemieunternehmen

Die 2 größten deutschen Chemiekonzerne gehören zu den Top 10 Chemieunternehmen weltweit: Bayer in Leverkusen und BASF in Ludwigshafen am Rhein. Weitere große Chemieunternehmen kannst Du in Bad Homburg, Düsseldorf oder in Ingelheim bei Mainz finden. Kleine und mittelständische Chemiebetriebe gibt es über ganz Deutschland verteilt.

Pharmahersteller

Die Produktion von Medikamenten und pharmazeutischen Produkten hat einen sehr hohen Stellenwert in der deutschen Industrielandschaft. Insgesamt gibt es 580 pharmazeutische Unternehmen in Deutschland.

Lebensmittelhersteller

Die Industrie ist riesig, auch wenn die meisten deutschen Unternehmen mittlerweile von amerikanischen Großkonzernen geführt werden. Zu den größten davon gehören Nestlé und Mars. Zählt man alle mittelständischen Unternehmen und Kleinbetriebe dazu, kommt die Lebensmittelindustrie auf insgesamt ca. 5.900 Arbeitgeber.

Forschungseinrichtungen

Viele Chemieingenieure arbeiten in der chemischen Forschung. Unter den weltweiten Top 100 Forschungsinstituten für Chemie befinden sich 8 deutsche Universitäten. Die Einrichtungen mit den größten chemischen Forschungsfeldern befinden sich in München, Würzburg und Münster.

Das Einstiegsgehalt für Ingenieure liegt in der Chemischen Industrie am höchsten im Branchenvergleich. Du verdienst dort zum Start durchschnittlich 60.700 € brutto im Jahr. Es kann je nach Berufsbild, Deinem Abschluss, der Unternehmensgröße und dem Bundesland sogar noch höher oder darunter liegen. In unserer Gehaltsstatistik findest Du alle Ingenieur-Einstiegsgehälter.

Kurz gesagt:
  • In der Chemischen Industrie arbeitest Du nicht nur in klassischen Chemiekonzernen, sondern auch bei Pharmaunternehmen, Lebensmittelherstellern oder Unternehmen aus der Umwelt- und Energiewirtschaft.
  • Überall dort, wo Rohstoffe so verändert und kombiniert werden, dass daraus neue Produkte entstehen, werden Chemieingenieure benötigt.
  • Du kannst Dich in der Chemischen Industrie auf Katalysatorentwicklung, technische Elektrochemie oder thermische Verfahrenstechnik spezialisieren.

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