Spannende Jobs gibt es nicht nur bei Auto- und Flugzeugherstellern

Interview mit Alexander Gulden, Vorstand Technik und Maschinenbauingenieur

Tim Lamkemeyer
Ein junger Mann arbeitet mit Schutzbrille in einer modernen Werkstatt.

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Dr. Alexander Gulden

Dr. Alexander Gulden

Diese Woche erfährst Du von Dr. Alexander Gulden, wieso man als Ingenieur nicht nur im Auto- oder Flugzeugbau eine erfolgreiche Karriere starten kann, warum er wichtige berufliche Entscheidungen vorher immer mit Freunden und der Familie bespricht und wie er es schafft, im Management-Alltag auch weiterhin technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Alexander hat an der RWTH Aachen Maschinenbau mit der Vertiefung Produktionstechnik studiert und arbeitet inzwischen als Vorstand Technik beim Messer- und Klingenhersteller Zwilling – nachdem er vorher selbst Automotive-Erfahrung bei Thyssenkrupp gesammelt hat.

Experten-Tipp: Verschaff Dir einen Überblick über die Bandbreite der Unternehmen auf dem Ingenieur-Arbeitsmarkt

ROCKETENGINEERS: “Wenn man junge Maschinenbau-Studienanfänger fragen würde, was sie machen wollen, dann sagen die in der Regel: ‘Ich will was mit Autos machen’ oder ‘Ich will was mit Flugzeugen machen’ oder irgendwie sowas. Jetzt bist Du bei Zwilling und hauptsächlich für die Fertigung von Messern etc. zuständig. Warum ist aus Deiner Sicht die Fertigung von einem Messer genauso spannend wie bei einem Auto oder Flugzeug?”

Dr. Alexander Gulden: “[...] Klar, als junger Ingenieur ist natürlich der Fahrzeug- oder Flugzeugbau die höchste Gunst. Das kann ich auf jeden Fall auch nachvollziehen – und rein technologisch betrachtet mag das auch stimmen. Ich habe das aber für mich nie so bewertet und ich nehme das auch nicht so wahr. Ich versuche, die Produkte immer eher so zu verstehen, wie sie auch meine Freunde und Bekannten wahrnehmen. Und da ist eigentlich meine Erfahrung eher: Über Autos können viele reden, aber über Küchenutensilien wie Messer kann wirklich jeder reden.

Ich merke einfach, wie in meinem Bekanntenkreise für das Thema Küche eine unheimliche Leidenschaft entsteht – und wie das auch bei mir selber eine Leidenschaft entwickelt. Da können einfach alle mitreden und daraus ziehe ich auch meine persönliche Motivation.

Wenn man sich von der technologischen Seite löst, gibt es aber auch viele spannende Fragestellungen, auch im Ingenieur-Umfeld, rund um die Themen Prozesskette, Supply Chain oder Innovationsmanagement. Wir sind z.B. auch im B2C-Bereich tätig, beliefern unsere Kunden also auch direkt – aber auch über große Kaufhausketten – und nutzen damit unterschiedliche Vertriebswege, die wir immer weiter ausbauen.

[...] Wenn man sich vorstellt, im Consumer-Bereich gibt es Black-Friday-Aktionen oder das Weihnachtsgeschäft und dann geht es darum, dass wir die Organisation dahin ausrichten, dass sie leistungsfähig ist – zu dem Punkt, wenn man es benötigt und besondere Aktionen plant. Das ist schon eine besondere Herausforderung und das sind auch spannende ingenieurtechnische Herausforderungen, denen man sich da stellen kann. Also es gibt auch losgelöst von Autos und Flugzeugen spannende Betätigungsfelder für Ingenieure.”

So setzt Du es um

Umweltfreundliche Elektroautos, erdbebensichere Hochhäuser oder leistungsfähigere Smartphone-Akkus: Wahrscheinlich hast auch Du Dein Ingenieur-Studium angefangen, weil Du von einer bestimmten Technologie oder einem besonderen Fachbereich fasziniert bist. Es ist natürlich gut, wenn Du im Studium voller Herzblut auf genau dieses Ziel hinarbeitest. Du solltest dabei aber nicht vergessen, dass es auch viele Arbeitgeber aus anderen Branchen gibt, die Dir ein super spannendes Arbeitsumfeld und hervorragende Karrieremöglichkeiten bieten – und die Du bis jetzt vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hattest.

Unter anderem für Maschinenbauingenieure ist es nämlich oft schwierig, direkt nach dem Studium im Traumjob beim Wunscharbeitgeber durchzustarten: Die großen und bekannten Fahrzeug- oder Flugzeugproduzenten können sich nämlich vor Bewerbungen kaum retten und für eine Festanstellung musst Du Dich gegen entsprechend starke Konkurrenz durchsetzen. Wenn Du dabei kein Glück hattest, hast Du alternativ die Chance, über die Anstellung in einem Ingenieurbüro oder bei einem Zulieferer einen Fuß in die Tür zu Deinem Traumarbeitgeber zu bekommen.

Dieser Weg ist allerdings oft lang, erfordert Durchhaltevermögen – und ob Du langfristig wirklich bei einem Global Player in der Luft- und Raumfahrtindustrie oder Automobilbranche arbeiten wirst, kann Dir am Anfang Deiner Ingenieur-Karriere natürlich niemand versprechen. Deshalb lohnt es sich für Dich, wenn Du Dir von Anfang an den gesamten Ingenieur-Arbeitsmarkt für Deinen Fachbereich anguckst. Neben den “klassischen” Branchen und Arbeitgebern, auf die sich viele Deiner Kommilitonen bei ihren Bewerbungen konzentrieren, kannst Du nämlich Deine eigene berufliche Laufbahn auch in vergleichsweise außergewöhnlichen Unternehmen anfangen.

So denkt man etwa als Maschinenbauingenieur vielleicht nicht direkt, dass man auch in einem Chemiekonzern oder bei einem Energieversorger – oder eben bei einem Messer- und Klingenproduzenten – anfangen kann. Aber auch in diesen Branchen gibt es natürlich jede Menge Anlagen zur CNC-Zerspanung oder Produktionsstraßen, in denen Du all Dein Wissen aus dem Studium einsetzen kannst und es zu Beginn Deiner Karriere wahrscheinlich mit weniger Konkurrenz aus Deinem Fachbereich zu tun hast. In unserer Jobsuche findest Du dazu z.B. im Moment über 2.600 Stellen für Absolventen und Young Professionals, bei denen sich sicher eine Alternative zu Deinem ursprünglichen Traumjob findet. Es lohnt sich also auch an dieser Stelle, mal einen Blick nach links und rechts zu werfen und zu überlegen, ob es nicht spannende Alternativen zu Deinem ursprünglich angestrebten Job beim Automobil- oder Flugzeugproduzenten gibt.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Dr. Alexander Gulden hat es gewagt und ist den Schritt aus dem Automotive-Sektor heraus in eine vollkommen andere Branche gegangen. In Folge 57 im ROCKETENGINEERS Podcast erfährst Du von ihm, wieso er sich für diesen Karriereschritt entschieden hat, wieso er berufliche Entscheidungen häufig auch mit fachfremden Personen bespricht und welche persönlichen Fähigkeiten er sich schon früher gewünscht hätte.

DARUM GEHT'S IN FOLGE #57:

  • 01:00 – Dr. Alexander Gulden stellt sich vor
  • 04:30 – Wieso ist die Fertigung von Messern genauso spannend wie die Produktion von Autos oder Flugzeugen?
  • 08:00 – Wie trifft er wichtige Karriere-Entscheidungen?
  • 15:00 – Wieso ist es ihm wichtig, auch mit fachfremden Personen wie dem Partner über berufliche Entscheidungen zu sprechen?
  • 19:45 – Welche Fähigkeit, die er jetzt hat, hätte ihm schon früher geholfen?
  • 23:30 – Wie schafft er es, in seinem Führungsalltag den Bezug zur Technologie zu behalten?
  • 26:15 – Welche Buchempfehlung hat er?
  • 31:45 – Was kannst Du ab heute anders machen, um der Karriere neuen Schwung zu geben?

    Gesamtlänge der Folge: 34:00 Min

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