Die digitale Entwicklung der Industrie-Landschaft
In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.
Sebastian Seutter
Diese Woche erfährst Du von Sebastian Seutter, welche Veränderungen in den kommenden Jahren auf die Industrie-Landschaft zukommen, wie Du von ihnen profitieren kannst und ob sich Fortbildungen neben dem Job für Deinen beruflichen Erfolg lohnen. Sebastian hat an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg BWL studiert. Inzwischen arbeitet er als Industry Expert Manufacturing bei Microsoft.
Experten-Tipp: Überleg Dir, welche Weiterbildung Dir langfristig hilft
ROCKETENGINEERS: “Ich hatte in meinem Studium sehr wenig mit Themen wie der Digitalisierung zu tun, außer ein bisschen Java-Programmierung, von der ich nichts mehr weiß. Ich frage mich immer: Wenn jemand schon im Beruf ist und seinen festen Arbeitsalltag hat – wie wichtig ist es dann noch, sich mit sowas zu beschäftigen, so kleine Projekte selber zu machen oder an Fortbildungskursen teilzunehmen?”
Sebastian Seutter: “[...] Ich bin damals eingestiegen und bin konfrontiert worden mit der Fragestellung, ob ich in ein SAP-Projekt mit reingehen möchte und mich mit SAP-ABAP-Programmierung beschäftigen will. Ich hab damals für mich entschieden, dass das in dem Fall spannend sein mag, aber man muss da ja dauernd am Ball bleiben und dann entscheidet irgendjemand, dass ABAP-Programmierung gar nicht mehr so heiß und fettig ist. Dann hast Du ein Wissen, das nur eine relativ kurze Halbwertszeit hat.
Das heißt, ich habe mich dagegen entschieden. Es ist aber wirklich die Frage, was Du machen willst. Ich glaube, wenn Du eine Vision hast, die heißt: ‘Ich weiß ganz genau, dass ich ein Unternehmen gründen will’, dann bist Du gut beraten, da ganz tief in den technologischen Hintergrund einzusteigen und das so zu tun, dass Du es auch wirklich selber programmieren und umsetzen kannst.
Je größer Konzerne sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Du genau den Skill triffst, den die dann haben wollen. Da ist es sehr tayloristisch aufgesetzt, d. h.: Wenn Du sagst, dass Du Dich da ganz tief reinbohrst, dann ist es auch sehr aufwändig, bei der Suche die richtigen Firmen zu finden. Deswegen bin ich mir da gar nicht sicher, ob es überhaupt einen abschließenden Rat gibt. Ich glaube, je klarer Du bist mit Deiner Vorstellung, wie tief Du in einem Thema bohren möchtest, desto mehr macht es auch Sinn, sich in die Programmiersprachen reinzufuchsen. Ansonsten ist das echt ein Feld, das sich irre schnell dreht.”
So setzt Du es um
Das Ingenieurwesen steht vor dem digitalen Wandel oder ist stellenweise sogar schon mittendrin. Gerade am Beispiel der Automobilindustrie ist das gut zu erkennen: Mussten Autos uns noch vor 10 Jahren ‘nur’ allein als Fortbewegungsmittel von A nach B bringen, übernehmen manche Modelle inzwischen vollkommen selbstständig die Routenplanung und parken autonom ein. Als rein technisch ausgebildeter Ingenieur kannst Du an dieser Stelle zwar noch unterstützen, brauchst allerdings auch jede Menge IT-Skills, um alle Prozesse im "fahrenden Computer" der Zukunft zu verstehen.
Umso wichtiger ist es also, dass Du Dich in Deinem Arbeitsalltag nicht nur darauf fokussierst, etwa Deine Ingenieur-Skills in der technischen Mechanik oder Thermodynamik zu vertiefen. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Du auch immer mal wieder auf die Entwicklungen anderer Unternehmen und der gesamten Branche guckst – und für Dich herausfindest, welche Fähigkeiten Dich langfristig beruflich nach vorne bringen könnten. Dabei musst Du aber natürlich nicht jeden Trend mitgehen und zum Experten für jedes Digitalisierungsthema werden, dem Du eine große Zukunft voraussagst.
Neben dem rein objektiven Kriterium, dass eine Technologie zukunftsweisend ist, ist es nämlich auch wichtig, dass Du wirklich Lust darauf hast, Dich tiefergehend mit Themen wie Machine Learning oder Digital Twins auseinanderzusetzen. Es bringt Dir nämlich nichts, wenn Du viel Zeit – vielleicht sogar privat – in eine Weiterbildung investierst, deren Anwendung Dir im Alltag gar keinen Spaß macht oder Dich komplett von den Entwicklungs-, Konstruktions- oder Produktionsaufgaben abbringt, wegen denen Du eigentlich Ingenieur geworden bist.
Um Deine eigentlichen Interessen nicht aus dem Blick zu verlieren, ist es für Dich deshalb sinnvoll, wenn Du nicht direkt von 0 auf 100 in ein fachfremdes Gebiet einsteigst, weil Du z.B. zum absoluten Profi für Big Data werden möchtest. Lass es langsam angehen und eigne Dir gezielt Knowhow über die Schnittstellenbereiche an, mit denen Du es in Deiner Arbeit zu tun hast, um Deine eigentliche Tätigkeit mit Deinen neuen Skills zu verknüpfen. Das hat für Dich nicht nur den Vorteil, dass Dein Einsatzbereich immer breiter und vielseitiger als ohnehin schon wird. Du behältst Du auf diese Weise sowohl ingenieur- als auch informationstechnische Entwicklungen im Auge und kannst in Projekten die Ansichten beider Fachbereiche abwägen und fundiertere Entscheidungen treffen, als wenn Du Fachspezialist für nur einen Bereich bist.
Das ganze Interview im Podcast anhören
Sebastian Seutter hat als Unternehmensberater schon viele Unternehmen kennengelernt und kennt sich als Industry Expert bei Microsoft super mit den industriellen Entwicklungen aus. In Folge 55 im ROCKETENGINEERS Podcast erzählt er Dir, welche Positionen durch die Veränderungen in der Industrie entstanden sind, wie Du am besten mit der Digitalisierung umgehst und wieso Du nicht jede Fortbildung annehmen solltest, die Dir angeboten wird.
DARUM GEHT’S IN FOLGE #54:
- 01:45 – Tim Schmaddenbeck, Business Coach für Ingenieure
- 03:55 – Dennis Rathmann, Technischer Vertriebsingenieur
- 06:15 – Jörg Walter Projektmanager im Maschinen- und Anlagenbau
- 09:30 – Peter Steinmüller Ressortleiter Wirtschaft/Management/Karriere beim VDI Verlag
Gesamtlänge der Folge: 13:10 Min
Erfahrungen
Shruthi Podduturi, Projektingenieurin (Hochbau/Rückbau)Arbeitsmarkt
Climate TechErfahrungen
Robin Janßen, Senior Consultant
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