Vom Maschinenbau-Studenten zum Engineering Manager

Interview mit Martin Trefzger, Führungskraft bei einem Ingenieur-Dienstleister

Tim Lamkemeyer
Eine Person vor 2 Bildschirmen mit einer technischen Skizze darauf.

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Martin Trefzger

Martin Trefzger

Diese Woche erfährst Du von Martin Trefzger, wie der Arbeitsalltag bei einem Ingenieur-Dienstleister aussieht, warum es für ihn bis jetzt nicht infrage kam, zu einem OEM oder Kunden-Unternehmen zu wechseln und wie man sich erfolgreich ins Spiel bringt, wenn die nächste Führungsposition frei wird. Martin hat an der FH Köln Maschinenbau mit den Vertiefungen Produktionstechnik & Fertigungstechnik studiert. Inzwischen arbeitet er als Engineering Manager beim Ingenieur-Dienstleister Bertrandt.

 

Experten-Tipp: Sprich mit Deinem Vorgesetzten über Deine Perspektiven im Unternehmen

ROCKETENGINEERS: “Wie kann ich, wenn ich in einem Unternehmen arbeite, einen Positionswechsel initiieren? Es ist ja nicht immer so, dass Vorgesetzte auf einen zukommen und fragen, ob Du vielleicht zum Teamleiter werden möchtest. Hast Du Tipps, wie man das machen kann?”

Martin Trefzger: “Ich kann das heute aus der anderen Perspektive ganz gut sehen, weil ich einige Mitarbeiter hatte, die sich weiterentwickeln konnten und denen ich helfen konnte, sich weiterzuentwickeln. An der Stelle muss man ganz klar sagen: Man hat als Führungskraft 2 oder 3 Mitarbeiter im Auge, die man auch für andere Aufgaben sieht – aber nicht alle! Die kann man auch gar nicht alle sehen.

Deshalb ist das Wichtigste, dass die Mitarbeiter, die sich weiterentwickeln und Karriereschritte gehen wollen, das auch kommunizieren. Sie müssen mit ihrer Führungskraft darüber sprechen. Nur dann, aus diesen Gesprächen heraus, macht man sich gemeinsam Gedanken, wie der Mitarbeiter die neue Karrierestufe erreichen kann:

  • Was ist dafür notwendig?
  • Gibt es Schulungsmaßnahmen?
  • Kann ein neuer Bereich aufgemacht werden?
  • Welche Stärken hat der Mitarbeiter?
  • Wie kann man die optimal nutzen?
  • Kann sich daraus was entwickeln?

Es kann aber auch dazu kommen, dass man herausfindet, welcher Mitarbeiter vielleicht nicht so richtig in eine Führungsrolle im Unternehmen passt. Aber auch dieses transparente Feedback hilft dem Mitarbeiter, weil er sich dann damit abfinden kann und so früh wie möglich weiß, dass es bei diesem Arbeitgeber für ihn keine Karrieremöglichkeiten mehr gibt.”

So setzt Du es um

Wer gute Arbeit leistet, wird am Ende dafür belohnt und steigt im Laufe der Zeit zur Führungskraft auf. Das denken zumindest viele Ingenieur-Talente beim Berufseinstieg. Und ganz unrecht hast Du mit dieser Vermutung nicht, denn: Gute Arbeitsergebnisse sind natürlich die notwendige Voraussetzung, um das nächste Karriere-Level zu erreichen und bilden die Basis, um auf Deinen Vorgesetzten zuzugehen. Im Gespräch erhältst Du dann von ihm Feedback, ob sich Deine Karriere-Vorstellungen im Moment im Unternehmen umsetzen lassen. Du erfährst darüber hinaus in dem Gespräch, auf welchem Weg Du Dein Ziel erreichen kannst, welche Arbeitsergebnisse Du erzielen musst und an welchen Arbeitsweisen Du noch feilen solltest.

Das Karriere-Thema solltest Du dabei nicht zwischen Tür und Angel mit Deinem Chef besprechen. In den meisten Unternehmen führen etwa die Team- oder Abteilungsleiter mit jedem Mitarbeiter Jahresgespräche, in denen es auf der einen Seite um die Arbeitsergebnisse des vergangenen Jahres geht. Auf der anderen Seite wagt Dein Vorgesetzter aber auch – gemeinsam mit Dir – einen Blick in die Zukunft und steckt ab, wie Deine Ziele für das kommende Jahr aussehen.

In genau diesem Gespräch hast Du die Möglichkeit, mit Deinem Vorgesetzten über Deine Karriere-Absichten zu sprechen – und mit ihm abzugleichen, ob und in welchem zeitlichen Rahmen er Dich auch in einer Führungsposition sieht. Du solltest dabei gut vorbereitet in das Jahresgespräch gehen und Dir vorher genau überlegen, welche Argumente für Dich sprechen, wenn in Zukunft etwa eine Teamleiter-Stelle frei wird:

  • Engagierst Du Dich regelmäßig über die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit hinaus, um Deinen Kollegen z.B. bei Produktions- oder Konstruktionsproblemen unter die Arme zu greifen?
  • Leistest Du im Team besonders gute Arbeit?
  • Bist Du im Unternehmen gut vernetzt und tauschst Dich regelmäßig auch mit Deinen Kollegen aus anderen Abteilungen über ihre Arbeitsfortschritte aus?
  • Gibt es besondere methodische oder fachliche Kenntnisse, die Dich besonders auszeichnen? Vielleicht hast Du Dich sogar privat etwa im Projektmanagement weitergebildet oder Dir in einem Fernstudienkurs BWL-Kenntnisse angeeignet?

Wenn Du Deinem Vorgesetzten Deine Qualifikationen und Karriere-Wünsche im Jahresgespräch noch einmal genau vor Augen führst, hast Du gute Chancen, dass er Deine Leistungen in Zukunft besonders wahrnimmt – und Dich für die nächsten frei werdenden Führungspositionen empfiehlt.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Martin Trefzger arbeitet als Führungskraft bei einem Ingenieur-Dienstleister und hat bereits verschiedene Job-Anfragen von Kunden-Unternehmen abgelehnt. In Folge 49 im ROCKETENGINEERS Podcast erklärt er Dir, was ihn an der Arbeit beim Dienstleister reizt, wieso es so wichtig ist, im Unternehmen gut vernetzt zu sein und welche Lehren man etwa aus dem Sport ins Berufsleben übertragen kann.